Dienstag, 20. Dezember 2016

Die Fotoalben

Nun sind alle Fotos ausgewertet, richtig bearbeitet und in Sammlungen zusammen gefasst. Die Links zu den "rohen" Fotos in den Beiträgen dieses Blogs bleiben aber bestehen so, wie sie entstanden sind.

Es gibt drei Websammlungen:

eine Sammlung mit 170 "Best of" - Fotos von Quito bis Guayaquil, also alle Fotos vom Festland:
hier entlang zu "Ecuador 2016 - Best of all";

eine zweite Sammlung mit den 100 besten Fotos aus Galapagos, Santa Cruz und Isabela:
hier entlang zu "Galapagos 2016 - Best of all";

schließlich eine dritte Sammlung mit den 50 Besten der besten Fotos von Ecuador und Galapagos insgesamt:
hier entlang zu "Ecuador 2016 - 50 "Best of Best".

Und hier gibt es dies Reiseblog als eBook (PDF, 12 MB)

Damit wird dieses Reiseblog jetzt geschlossen - am 20. Dezember, 18:34 h MEZ.

Montag, 12. Dezember 2016

Guayaquil in vollen Zügen

Noch einmal habe ich Ecuador genossen, in Guayaquil - mit vollen Zügen. Eine touristisch völlig unterschätzte Stadt, finde ich, das gilt auch für mein Reisebüro. Es ist eine Menge los, und der gestrige Sonntag - Abend auf dem Malecón war einfach ein wunderschönes Erlebnis: Weihnachten (navidad) - Familien draußen zum Vergnügen - viele Kinder - Pärchen. Dazu gab es neben den üblichen Leckereien viele Darbietungen, fast am jeder Ecke des Malecon (Fluss - Promenade) und in der Fußgängerzone der City: Kinderchor, Polizei-Blaskapelle, Tanzgruppen, Schauspieler mit Sketchen, die das Publikum zu Lachsalven verleiteten, ich verstand davon aber nichts. Der Malecon ist mehrere Kilometer lang und bietet auch sonst eine Menge Freizeitvergnügen. An einem Ende, unterhalb des am Berghang gelegenen Altstadtviertels Las Peñas, steht das große Riesenrad, La Perla, ein Wahrzeichen des Malecon und von Guayaquil. Auch heute Vormittag war am Malecon schon früh etwas los, nun natürlich mit Spaziergängern und Joggern. Es gibt überall kleine Restaurants und Buden, dazu eine große Shopping-Mall eine Etage tiefer, kleine Parks, Wasserbassins, Denkmäler, - alles was ein Großstadtpark so braucht. Der Malecon entlang des Flusses Guayas ist wirklich eine sehenswerte Attraktion von Guayaquil.

Gestern Abend bin ich also dem Tipp des Kochs aus Puerto Villamil gefolgt und habe in dem typisch ecuadorianischen Restaurant La Canoa gegessen: hervorragend. Vom Äußeren her sieht es eher wie ein Schnellrestaurant aus, also kein besonders schönes Ambiente, aber die Küche ist einfach super. Ich war heute zum Lunch gleich wieder dort, und habe mich mit Mariscos (Meeresfrüchte) voll gefuttert und ein Eis als Nachtisch gegessen, machen die dort selber, einfach lecker, hat mir gestern ein älteres Ehepaar aus Guayaquil empfohlen. Mit denen, am Nebentisch, kam ich schnell in ein nettes Gespräch. Eigentlich wollte ich heute Vormittag ja eine City-Tour buchen, aber es fand letztlich keine statt, ist absolut nicht die Saison dafür, und wie gesagt: Touristisch ist Guayaquil unterschätzt. Ich wollte gerade auf eigene Faust los, da kam der Chef des kleinen Hotels hier heraus ans Taxis, in dem ich bereits saß, und machte mir den Vorschlag, doch mit dem von ihm gerufenen Taxi eine 2 - 3 stündige Rundfahrt zu machen, koste 10 $ die Stunde. Das habe ich sofort akzeptiert und 2 Stunden gebucht. Dann hat der Fahrer vom Chef noch Instruktionen  bekommen, wohin er mich überall fahren sollte - und los ging die Privattour. War eine tolle Sache! Er fuhr mich zu einigen der berühmten Tierfiguren (Papagei und Leguan) sowie zu einem wirklich schönen Aussichtspunkt (Mirador el Paradiso), wo man einen herrlichen Überblick über die Stadt und den verzweigten Fluss hat. Es war zwar heute nicht sonnig, sondern eher mit grauem Himmel, aber das bedeutet nicht, dass es kühler wäre: 34° sind schnell wieder erreicht, dazu eine entsprechend höhere Luftfeuchtigkeit, man läuft so vor sich hin. Also diese spontane Möglichkeit der Taxi-Rundfahrt für 20 $ hat mir super gefallen - ist wieder mal ein Beispiel dafür, wie sich manches Schöne ganz überraschend und fast von selbst ergibt: Man muss nur zugreifen. Auf Galapagos war mir einfach zu viel "fremd" geplant, würde ich nicht wieder so machen. Selber aussuchen, organisieren und spontan buchen ist immer noch das Beste.



Bei der langen Taxifahrt konnte ich auch den Verkehr gut beobachten. Es ist irrsinnig voll und dicht auf den Straßen, schrieb ich ja schon bezüglich Quito. Für Guayaquil, das noch etwas größer ist, gilt dasselbe. Es ist schon erstaunlich, wie sich im Verkehr das Chaos selber organisiert: Grundregeln sind Vordermann sowie Einbahnstraßen und Stoppschilder. Geblinkt wird wenig, man fährt unglaublich dicht auf, aber es sind auch höchstens 30 - 50 km/h möglich. Dann drängen sich die Autos auf nicht immer klar erkennbaren Spuren aneinander verschachtelt vorbei. Auffällig: Ich habe keinen Verkehrsunfall beobachten können während meiner gesamten Zeit, und der Ecuadorianer liebt sein Auto, das heißt, da ist nichts mit ein paar Beulen oder so, das wird strikt vermieden. Es gibt auch alte Karossen ("carro" heißt ja Auto) wie in jedem Land, wo sich nicht jeder gleich etwas Neues leisten kann. Insgesamt aber fährt der Ecuadorianer im Chaos äußerst diszipliniert. Im Stadtzentrum, wo es eben ist, wird jede kleinste Parklücke ausgenutzt; man zieht keine Bremse an und legt keinen Gang ein, damit das Auto von dienstbaren Geistern so geschoben werden kann, dass es Stoßstande an Stoßstange mit dem Nachbarn parkt. Will einer raus, muss erst Platz geschoben werden - für einen Dollar. Ich erinnere mich, dass es das auch in Italien und Frankreich gibt. Jedenfalls funktioniert das alles anscheinend doch recht gut. Auch Polizeisirenen hört man in der Stadt sehr selten, dafür ist verschiedene Polizei und Security im Stadtzentrum, auf dem Malecon und in der Altstadt an jeder Ecke präsent. Man habe die Straßen - Kriminalität in den letzten Jahren dadurch spürbar eindämmen können. Ich bin zwar vorsichtig, aber wie ich es immer tue, überall hin gegangen, wo ich es interessant fand, gerade auch gestern Abend im dichten Gewühl auf dem Malecon - Hand auf dem Portemonnaie + Handy in der Hosentasche, und mehr sollte man auch nicht dabei haben. Dann macht gerade das pralle Leben hier so viel Spaß, besonders abends, wenn es kühler wird!

Tja, und nun werde ich mich bald duschen (hab gratis einen late check-out bekommen, bin hier im Haus derzeit auch der einzige Gast) und dann fürs Fliegen und den Winter in Deutschland umziehen. Klar, so spät wie möglich, weil ich sonst gleich alles voll schwitze :-)

Das war nun Ecuador - eine tolle Reise in einem wunderschönen Land, eine weitere Perle der vielen Perlen Lateinamerikas! Und hier geht es zu den Fotos aus Guayaquil.

Sonntag, 11. Dezember 2016

Guayaquil und Abschied

Nach sehr frühem Aufstehen um 5 Uhr wurde ich bald abgeholt zur Mole in Puerto Villamil auf Isabela, Galapagos. Zunächst war im Dorf in der Nacht der Strom ausgefallen, also kein Licht, aber auch kein Wasser (wird gepumpt) und kein Internet. Ich hatte zum Glück alles am Abend vorher gepackt und vorbereitet, und ein dienstbarer Geist kam, mir mit einer Kopf-LED-Lampe zu leuchten. War aber kaum nötig, weil ich wusste, wo noch etwas lag. Hell wird es am Äquator ja erst um kurz nach 6 Uhr, und das so ziemlich ohne jede Dämmerung. Die Sonne geht sehr rasch auf - und bong! ist es hell. Dann also aufs Boot, um knapp 2 Stunden zwischen den Inseln hindurch zur Hauptinsel Santa Cruz zurück zu fahren. Die Inseln liegen immerhin so weit auseinander, dass man oft nicht von einer zur anderen sehen kann. Genauso ist es in diesem Falle, also quasi eine Fahrt übers offene Meer. Da kann schon richtig was abgehen.

Man darf sich ein solches "Übersetzen" nicht so vorstellen, wie wir das kennen. Erst wird von der Mole mit einer Schaluppe (ich glaube, so nennt man das bei uns an der Küste) zum "richtigen" Boot ausgebootet - 1 $, das ist wohl auch der wichtigste Grund. Die Boote, die einen dann zur anderen Insel bringen, sind so eine Art kleiner Motor-Yachten, aber ohne Kabinenausbau, sondern eben nur mit Bänken an jeder Bordwand (und Spritzschutz), maximal für 20 Personen, dann ist es aber schon sehr eng, und das Gepäck muss ja auch noch irgendwo hin. Dann werden die Außenbordmotoren angeworfen, und je nach Bootseigner hat man dann ein schnelleres (900 PS wie bei meiner Hinfahrt) oder langsameres Boot mit nur 2 x 200 PS, wie heute. Davon fiel dann nach dem ersten Drittel der Strecke auch noch ein Motor aus, und dann ging es gaaanz langsam weiter. Inzwischen hatte der Yacht-Kapitän ein Ersatzboot angefordert, aber das musste ja auch erstmal losfahren und uns dann auf der Mitte treffen. Dann wurde auf wild schaukelnden Booten auf offenem Meer umgestiegen, Gepäck 'transferiert' (hinüber geworfen), und dann ging es mit 3 Motoren und voller Leistung endlich zügig weiter. Hat alles in allem aber doch dreieinhalb Stunden gedauert. Da war nichts mehr mit gemütlichem Frühstück in Puerto Ayora! Dort wird übrigens auf dieselbe Weise ausgebootet - 1 $.

Also nur noch was auf die Schnelle essen, immerhin das Erste, was ich heute in den Bauch bekam, und diese Leistung war immerhin in meinem Paket inkludiert, der Fahrer wartete quasi mit laufendem Motor, und dann ging es mit dem Auto los. Man muss wissen, dass der Flughafen auf der kleinen Insel Baltra nördlich von der Insel Santa Cruz liegt. Man muss also mit dem Auto quer über die ganze Insel fahren, dauert etwa 45 Minuten. Dann ist man am "el Canal". Der ist zwar nur ca. 150 m breit, aber eine Brücke gibt es nicht, also wird wieder auf ein Boot umgestiegen - ihr vermutet richtig: 1 $. Die fahren, wenn sie voll sind. Ich musste eine Weile warten. Auf der anderen Seite angekommen und sein Gepäck eingesammelt - geht es dann in einen Bus. Der fuhr wenigstens gleich danach ab, quer über die kleine Insel Baltra und um den Flughafen herum, dauert auch nochmal 15 Minuten. Dann ist man endlich dort, wo der eigentliche Flug beginnen kann: am "Airport" Baltra. Es war knapp 70 Minuten vor dem Abflug um 12:30 Uhr, passte also noch gut und reichte sogar für einen Kaffee, denn es ist ein Inlandsflug ohne viel Kontrollen, zumal mit einem kleinen Airbus 319 der TAME, also nicht so viele Menschen. Die Konkurrenz (Avianca) flog aber fast zur selben Zeit ebenfalls nach Guayaquil, es war also schon ein bisschen was los auf dem kleinen Flughafen für gesamt Galapagos, zumindest soweit es die Touristen betrifft.

Nach 90 Minuten Flugzeit bin ich dann super pünktlich in Guayaquil gelandet. Inzwischen war es 15:20 Uhr, denn es kommt nun wieder eine Stunde hinzu, andere Zeitzone. Also hat alles gut geklappt, wenn es auch eine Abreise war, von der man tatsächlich erzählen kann! Mein netter Hotel-Manager, Carlos, aus Isabela, war mit dem Boot mit mir privat unterwegs und gab mir noch einen guten Tipp, wo ich in Guayaquil gut ecuadorianisch essen kann: Er ist nämlich gelernter Koch und freute sich, in mir einen essfreudigen Gast zu haben, der gute fremde Küche schätzt. Ich fahre also nachher mit dem Taxi nach Downtown ins "La Canoa", mitten in der City als eines von zwei Restaurants, die zum Hotel Continental gehören. Liegt um die Ecke von dem Hotel, das ich bei meinem ersten Aufenthalt in Guayaquil hatte, die Blocks dort kenne ich, und den nahen Malecón auch. Ich freue mich darauf, dort noch einmal hinzukommen.

Und morgen mache ich eine richtig große Stadtrundfahrt, 3 Stunden, denn wie ich inzwischen begriffen habe, hat Guayaquil sehr viel mehr zu bieten, als es unter Touristen gemeinhin bekannt ist. Man sammelt auf einer Reise ja alle möglichen Informationen ein, manchmal ganz beiläufig. Da habe ich Montag Vormittag also nochmal Programm, finde ich super. Es wird also ein "aktiver" Abschied vom schönen Ecuador. An meinem Hotel, das ganz nahe am Flughafen liegt, werde ich erst um 5 Uhr nachmittags abgeholt, also bleibt genug Zeit, um sich noch umzuziehen und auf die Kälte in Europa einzustellen. Hier sind es gerade 34° ...

Bilder gibt es heute keine, claro, nur das eine, das hier im Blog drin ist (über den Innenhof meines Hotels auf Isabela hinweg auf den Dorfplatz). Guckt euch halt die vielen anderen "alten" Fotos nochmal an!

Samstag, 10. Dezember 2016

Tunnel und ein Pinguin

Schon ist der letzte Tag halb vorbei und noch gut Zeit, über die jüngsten Erlebnisse zu berichten. Gestern war ich also auf der Bootstour, zwar erst ab Spätvormittag, dafür aber fast bis Sonnenuntergang um 6 Uhr. Zwei Ziele gab es, die mit dem Boot ein Stück weit die Südküste von Isabela entlang angesteuert wurden: ein besonders attraktives Revier zum Schnorcheln und dann eben diese eigentümliche "Tunnel-Landschaft" - dazu muss man sich am besten die bereits hoch geladenen Fotos anschauen.

Das Gebiet für den gut einstündigen Schnorchelausflug (mit Neoprenanzug) war ein basinartiges Riff, das als "nusery", also Kinderstube vieler Seetiere gilt. Auf der Hinfahrt sahen wir noch mehrere große Manta Rays, Mantarochen, die man knapp unter der Oberfläche dann am besten sehen konnte, wenn sie sich tummelten und den weißen Bauch nach oben zeigten. Auf den Fotos sind die Umrisse der eindrucksvollen Tiere nur schemenhaft zu erkennen, man sieht halt die großen weißen Flecken im Wasser: die Manta Rays. Dann ging es ins Wasser - und eine wahre Wunderwelt tat sich auf. Das ist wirklich ein tolles Gefühl, auf Sichtweite über sehr große Meeresschildkröten zu schweben, die beim Äsen waren (an den Felsen das Grünzeug unter Wasser), Seepferdchen im Geäst der Mangroven zu sehen, ca. 12 cm große, jede Menge großer und kleiner bunter Fische, die mit einem mit schwammen, dann auch ein oder zwei Riffhaie (weil ich nicht sicher bin, ob es nicht zweimal derselbe war) und, die Krönung, ein größerer Riffhai, 3 - 4 m lang, unten in einem Felstunnel im Wasser ruhend. Zu den Felstunneln komme ich noch. Das war alles schon absolut faszinierend, weil man gar nicht wusste, wohin man zuerst schauen sollte. Dabei musste ich ja auch noch auf die Gruppe mit dem Guide achten, die sich für mein Gefühl viel zu schnell im Wasser fortbewegte. Es war allerdings auch eine große Runde, die wir im Wasser zu schwimmen hatten. Ich bin ganz gut mitgekommen, obwohl ich der mit Abstand Älteste war: Bei solchen Aktivitäten ist sonst fast nur Jugend unterwegs. Der Guide, Juan Carlos, war eine ganz spezielle "Kanone", außer mir der mit vielleicht 50 Jahren Älteste, voller Witz und Spaß im Sinn, der mir gestand, als ich ihn nach einer Stunde sagte, ich müsse nun bald ins Boot zurück, sonst kriegte ich einen Krampf im Bein: O ja, er habe schon seit 10 Minuten einen Krampf, drum habe er auch gerade auf einem Felsen angehalten, - "that's because if the age!" - wie wahr. Ging aber alles gut und war ein wirklich einmaliges Erlebnis auf Galapagos. Von diesem großen Spaß gibt es natürlich keine Fotos von mir, auch wenn einige Teilnehmer Aufnahmen im und unter Wasser mit einer Go Pro machten, gehörte zum Programm dazu.



Dann ging es weiter zur zweiten Attraktion: den Tunneln. Auf dem Weg dorthin nach einigen Minuten Bootsfahrt plötzlich Stopp an einem größeren Felsen: Da saßen Blaufuß-Tölpel drauf, also Boobies, aber das war nicht der Grund des Stopps: Unten auf einem Felsvorsprung saß tatsächlich ein Galapagos - Pinguin! Zwar war er nur im Gegenlicht aufzunehmen, aber man kann ihn auf den Fotos gut erkennen, mit der typischen Pinguin-Haltung und dem Pinguin-Schnabel. Ich habe ihn also leibhaftig gesehen, den Pinguin am Äquator - da sich der nördliche Teil von Isabela auch auf die Nordhalbkugel erstreckt, sagt man hier auch gerne: Die Galapagos - Pinguine sind die einzigen Pinguine auf der Nordhalbkugel :-)

Dann also zu den Tunneln. Man sieht es am besten auf den Fotos. Es ist eine typische vulkanisch geprägte Küstenformation mit zackigen Lavafelsen, die zum Teil eben tunnel- und höhlenartig ausgewaschen sind. Das sieht schon toll aus, zumal bei Ebbe und Sonnenschein im Licht des frühen Abends - das hatten wir alles! Das ergab eine perfekte Stimmung. Ein paar junge Tölpel waren auch noch da, die wir beim kurzen "Landgang" (eher Felsgang) aus der Nähe bestaunen konnten. Die haben aber noch keine blauen Füße. Die Fotos aus diesem Lavafelsen - Riff sprechen eigentlich für sich: Es ist wirklich sehenswert und gehört zum Besten, was Isabela zu bieten hat.

Vielleicht noch ein Wort zur Landschaft überhaupt auf Galapagos. Die Inseln, die ich kennen gelernt habe, sind überwiegend trocken bis sehr trocken. Isabela ist eigentlich fast wüstenarting mit sehr wenig Grün, nur die Mangrovengürtel an der Küste zeichnen sich grün ab. An den höheren Berghängen zu den Vulkanen hin ist es dann etwas mehr grün, weil dort oben oft Nebel herrscht und auch Regen fällt. Das gilt auch für Santa Cruz. Dort sind ein größeres Areal auf der südlichen Seite, wo mehr Niederschlag fällt, für landwirtschaftliche Nutzung frei gegeben. Das ist aber die totale Ausnahme. Die Vegetation entspricht völlig einem ariden Klima mit Kakteen, Trockwäldern, harten grauen Sträuchern, die auf den wenigen Regen warten, um zu blühen. Wenn es auf Galapagos an manchen Stellen grün aussieht und Palmenstrände da sind wie in der Südsee, dann täuscht das: Das ist von Menschen angepflanzt, so ist Galapagos eigentlich nicht. Es ist wahrlich keine "liebliche" Landschaft, sondern, trocken, von Lavaströmen und Lavafelsen gekennzeichnet, mit ganz eigentümlichen Wäldern, an denen trockenes Moos auf Feuchtigkeit wartet. Da ist Hawaii sehr viel schöner und klimatisch abwechslungsreicher.

Das Besondere von Galapagos ist also nicht die "schöne Südsee-Landschaft", die gibt es kaum. Das Besondere ist die fast völlige Unberührtheit einer Natur, die sich seit Jahrtausenden bzw. Jahrmillionen ohne menschlichen Einfluss entwickeln und, siehe Darwin, "anpassen" konnte. Heute sind 97 % von dem gesamten Gebiet der Galapagos - Inseln striktes Naturschutzgebiet, also Nationalpark, den niemand betreten darf, auch die Touristen nicht, nicht die Einheimischen, niemand. Nur ganz wenige Stellen außerhalb der wenigen kleinen Siedlungen sind für Touristen mit Guide zugänglich. Dort darf man dann auch weder rechts noch links vom gezeichneten Weg abweichen, darauf wird strikt geachtet. Auf Isabela ist nur ein winziger Zipfel überhaupt zu betreten erlaubt, und den habe ich besucht und seine Wunder gesehen: Die Vulkane, die Tunnel-Riffs und heute noch am Rande von Puerto Villamil nach 2 Stunden Wanderung einen Hügel, von dem man eine prachtvolle Aussicht auf die südliche Insel hat. Viel mehr, als ich gemacht habe, kann man hier an Land auch nicht machen. Auf dem Meer darf man in bestimmten kleinen Zonen angeln oder tauchen, that's all. Und genau das macht Galapagos einmalig und sehenswert: Das Wenige, das man sieht, steht für den ungleich viel größeren Teil des Archipels, den man nicht sehen, sondern nur unangetastet lassen und schützen kann. Und insofern ist Galapagos dann doch ganz und gar nicht mit dem fast überbevölkerten und durchamerikanisierten Hawaii vergleichbar. Obwohl - Hawaii ist auch schon sehr, sehr schön, nicht so herb, eben doch lieblicher. Lieblich ist hier einfach gar nichts - nur der Garten und Innenhof im Hotel. Aber Galapagos ist einfach einmalig und faszinierend, und jeder Vulkan - Fan kommt hier sowieso auf seine Kosten.

Und das Meer, der pazifische Ozean, ist um diese Jahreszeit auch hier angenehm warm mit ca. 22°, zwar nicht zum langen Baden, ab er immerhin. Tolle Wellen gibt es auch, die Strände, an denen die wenigen Orte liegen, sind wunderschön: feinster Sand, flache Wasser, ein Traum. Galapagos ist insofern zwar sehr anders, als ich mir das vorgestellt hatte (und viele andere es sicher auch tun), aber dennoch einfach großartig und absolut sehens- und besuchenswert. Diese Woche hier ist vorbei gegangen wie im Flug - es gab einfach immer so unendlich viel zu sehen mit den Iguanas, den Schildkröten, riesigen zu Wasser und zu Lande, und natürlich den Meeresvögeln, eigentümlichen Pflanzen, - und den vielen, vielen Finken! Ein wunderschönes Archipel mitten im Pazifik, ein echtes "Labor" der Natur.

Morgen geht es nun ganz früh mit dem Schnellboot zurück auf die Insel Santa Cruz, nach einer Frühstückspause dann weiter hinüber auf die kleine Insel Baltra, nur über einen Kanal hinüber, auf der der Flughafen liegt (war einmal ein US-Stützpunkt). Von dort fliege ich mittags zurück aufs Festland nach Guayaquil für eine Nacht. Dann heißt es, auch von Ecuador insgesamt Abschied zu nehmen, denn Montag spätnachmittags geht es dann wieder mit der KLM zurück nach Amsterdam und weiter nach Düsseldorf. Mit allem zusammen dauert die Rückreise also drei Tage, das zeigt, wie weit entfernt man hier doch ist von Europa und Deutschland! In Guayaquil werde ich aber noch mit einem gepflegten Abendessen (hab schon eine Empfehlung von einem ecuadorianischem Koch) Abschied nehmen, dann von Ecuador insgesamt - ein unglaublich vielfältiges und liebenswertes Land!

Fotos von gestern und heute gibt es hier im bekannten Webalbum von Isabela.

Donnerstag, 8. Dezember 2016

Riesenschildkröten und Riesenkrater

Inzwischen ist es schon Donnerstag, und vieles Schöne ist passiert in den letzten beiden Tagen. Pannen gabs nicht mehr, es hat alles geklappt wie am Schnürchen. Gestern bin ich vormittags noch mit meiner Guide Sabina ins Hochland von Santa Cruz gefahren, habe dort einige alte Krater, seltene Pflanzen und eine große Menge verschiedener Finken gesehen, und war schließlich noch auf einer Farm, die einen zum Nationalpark hin offenen Treffpunkt für Riesenschildkröten hat. Und dort gabs davon wirklich eine Menge, richtig große und also sehr alte, weniger junge, kleinere. Die Riesenschildkröten kommen extra dorthin zur Paarung. Das konnte man auch gleich beobachten und - hören! Der mächtige Krötenbulle stößt dabei nämlich grunzende Laute aus. Es geht zwar alles ganz langsam, muss für die Tiere aber echt "orgiastisch" sein. Das Männchen hat extra eine nach innen gewölbte Unterplatte unter dem Leib, damit er überhaupt auf das Weibchen drauf passt. Trinkende, fressende, im Schlamm badende, poppende und pupende Riesenschildkröten waren also das Highlight an diesem Vormittag.

Dann ging es zu einem kleinen Snack zurück in den Ort Puerto Ayora, dann Gepäck aus dem Hotel holen und ab zum Hafen, einschiffen für Isabela. Das Speedboot mit 3 Motoren je 300 PS brauchte dann knapp zwei Stunden für die Überfahrt nach Isabela. Man sah dabei noch einige andere kleinere Inseln oder Felsen, die zwischen den großen Inseln aus dem Ozean herausragen, - Reste älterer Vulkane, die inzwischen im Meer versunken sind. Galapagos 'sitzt' insgesamt auf einem "Hotspot" vulkanischer Magmaschlote (ebenso wie Hawaii), fast genau neben Isabela. Es ist also eine vergleichsweise junge Insel mit 6 Vulkanen, die alle sehr aktiv sind, besonders "Wolf". Auf einen solchen Schildvulkan, der Sierra Negra, sind wir (Exkursion mit Gruppe) heute Morgen nach einer 40 minütigen Auffahrt und zweistündigen Wanderung gestiegen, also bis zum Kraterrand. Wahnsinn: Es ist einer der größten Krater überhaupt, 12 x 7 km im Durchmesser, unten drin alles voller Lava, wie ein erstarrter großer schwarzer See. Das ist sehr beeindruckend. Wir sind dann noch weiter durch eine Mondlandschaft (letzter Ausbruch 2005) zum kleineren Vulkan Chico gewandert, der wiederum aus vielen Nebenkratern besteht, abenteuerlich. An einigen Stellen roch es nach Schwefel, an anderen strömte heiße Luft heraus. Für einen Vulkan-Fan wie mich ein tolles Erlebnis.

Dabei traf ich in der Gruppe zwei nette Damen meines Alters aus Wien, die Ecuador mit öffentlichen Bussen bereist hatten, mutig, - und eine gute Idee. Es sind zwei richtige Weltreisende, wir werden uns heute Abend treffen. Der Guide selber, von hier stammend, sprach natürlich spanisch und englisch, aber noch besser deutsch: Er hatte drei Jahre in Münster (!) gelebt und studiert. Die Welt ist manchmal ein Dorf. Eben war ich noch in einem natürlichen Pool zwischen Lavafelsen draußen in der Nähe der Mole schnorcheln, Concha Perla - war entspannend und hat Spaß gemacht. Einige Seelöwen waren dort, und jede Menge Riff-Fische, Seeigel und sogar zwei mittelgroße Seesterne (das sind ziemliche Räuber am Riff). Jetzt ist Erholung angesagt, ehe es nachher zum Dinner geht.



Puerto Villamil ist ein kleines Touristen-Örtchen, das einzige auf Isabela, mit Sandstraßen, vielen kleinen budenartigen Restaurants, wie ich es von der Karibikküste kenne. Mein wunderschönes Hotel Albemarle liegt direkt am Strand, und von meinem Zimmer und Balkon aus schaue ich hinaus auf den Ozean, kann bei seinem Rauschen einschlummern... Es ist wirklich ein sehr stilvolles, nettes Hotel, das den Aufenthalt an den restlichen Tagen hier krönt. Morgen geht es mit einer eben gebuchten Tagestour aufs Wasser, um dann doch auch irgendwo die berühmten Galapagos Pinguine zu sehen zu kriegen - hoffe ich, denn Pinguine unterm Äquator, das ist schon eine Seltenheit! Die Iguanas, Fregattvögel und sea lions nimmt man schon gar nicht mehr als etwas Besonderes wahr. Die gibt es hier überall. Villamil ist toll - und mit einem Wort "relaxed" :-)

Irgendwann gibt es auch Fotos. Der Upload im Internet dauert sehr lange, download geht eigentlich ganz gut, es ist auf den Inseln immer eine Satelliten-Verbindung. Den Link zum neuen Webalbum hier kann ich schon mitteilen, es sind aber noch kaum Fotos drin. Das wird so nach und nach mehr, also später nochmal reinschauen!

Dienstag, 6. Dezember 2016

Lavaröhren und weite Aussichten

Der Tag heute begann mit einer saudummen Panne: Ich wurde zum gebuchten Tagesausflug nach Seymour Island nicht abgeholt. Trotz Nachfragens und längeren Wartens kam niemand. Als ich dann selber etwas zu organisieren versuchte, war es zu spät, um eines der Tourboote noch erreichen zu können. Nach einigen Telefonaten mit der schlampigen (Schweizer) Reiseagentur in Quito konnte nur noch ein Notprogramm auf der Insel hier (Santa Cruz) organisiert werden. Ein lustloser Guide kam und hat mich ein wenig herum gefahren.



Ich habe einen sehr schönen Strand gesehen und dort gebadet, einen hübschen Aussichtspunkt auf einem Berg besucht, von dem man die östliche Insel samt Vulkan recht gut überblicken konnte, und schließlich noch eine riesige kollabierte Lava- Röhre, eher eine Lava-Blase, besichtigt. Der dortige Wald war interessant: ein trockener "Regenwald" mit trockenen Moosen und Flechten an den Bäumen! Der erwacht wohl nur zur Regenzeit zum Leben. Alles gut und schön, aber keinerlei Ersatz für den entgangenen Ausflug zur berühmten Vogelinsel Seymour Island. Die kriege ich nun nicht mehr zu Gesicht. Morgen Vormittag stehen noch mal die Highlands mit Riesenschildkröten an (habe heute schon einige gesehen, wirklich imposante Tiere), und mittags geht es mit dem Schnellboot zur größten Galapagos Insel Isabela. Es soll auch die schönste sein. Hoffentlich klappt dort alles. Ich habe um vorherige Bestätigung des einen gebuchten Ausfluges zu dem größten Vulkan der Galapagos Inseln gebeten. Galapagos könnte so schön sein ... nein, es ist sehr, sehr schön, ein echtes Naturwunder.

Es gibt inzwischen übrigens jede Menge Fotos in diesem einen Webalbum, sogar ganz aktuelle von heute, Dienstag. Hier gehts lang zu den Bildern!

Montag, 5. Dezember 2016

Galapagos - die Iguanas

Galapagos ist schon ganz "anders". Das Archipel gehört zu Ecuador und liegt 1000 km vor der Küste, direkt auf dem Äquator. Gegenüber dem Festland wird hier die Uhr noch einmal eine Stunde zurück gestellt. Der allergrößte Teil der Inselwelt steht unter striktem Naturschutz und ist öffentlich nicht zugänglich. Nur wenige Inseln sind bewohnt, aber nur in einem begrenzten Areal. Der Rest ist wiederum Nationalpark. Das bedeutet: nur zugänglich an besonders dafür ausgewiesenen Orten / Stellen, und dies auch nur in Begleitung eines Naturalista, eines Parkführers. Der Schutz der sehr besonderen Pflanzen und Tiere steht an oberster Stelle, dem dienen auch die sehr strengen Kontrollen bei der Landung auf der Insel: keine Tiere, keine Pflanzensamen irgendwelcher Art (Sesam!) darf man mitbringen. Hunde schnüffeln hier nicht nach Drogen, sondern nach unerlaubten Biotika.

Und dann laufen sie schon vor einem über die Straße: Riesen-Landschildkröten. Dereinst fast ausgerottet, vermehren sie sich nun wieder dank des strikten Schutzes. Im Ort Puerto Ayora, dem Hauptort der Touristen, laufen am Hafen und entlang der Küste die schwimmenden Leguana (Iguanas) vor einem rum - oder dösen am Strand im Sand in der Sonne. Hunderte verschiedener Vogelarten bevölkern die teils trockenen, teils feuchten Waldgebiete. Allein in einem nahe gelegenen Küstenstreifen, den man zur sehr schönen Tortuga Bay durchwandert, fallen einem die vielen verschiedenen Finken auf - die Darwin - Finken! Von Insel zu Insel unterscheiden sie sich vor allem in der Form des Schnabels, je nach den vorhandenen Früchten. Das war damals Darwin aufgefallen, der Motor der Evolution: die lebensdienliche Anpassung der Arten, die zur Entstehung neuer Arten führt. Ein Drittel der Tier- und Pflanzenwelt ist rein endemisch, kommt also ausschließlich hier vor. Der Rest teilt sich in Arten auf, die es hier, aber auch anderswo gibt und schließlich solche, die in den bewohnten Arealen als Zier- und Nutzpflanzen (Bananen) vom Menschen hier angesiedelt bzw. angepflanzt werden. Immerhin leben 30.000 Einwohner auf den Inseln. Die wollen ja auch leben, auch wenn die meisten vom Tourismus beschäftigt werden. Wasser ist ein Problem, denn das gibt es hier nicht ausreichend. Süßwasser muss mit Schiffen hergebracht werden. Trinkwasser gibt es ohnehin nur aus Flaschen.



Heute war ich auf einem Bootsausflug auf einer 2 Stunden entfernten Insel, die sehr stark von rein vulkanischen Formationen geprägt ist: eine Mondlandschaft! Galapagos ist insgesamt ein Archipel aus Vulkanen. Einige sind immer noch und immer wieder aktiv. Die braunen und dunklen Farben der Lava kontrastieren wunderbar zu der blaugrün leuchtenden See. Auch einen Strand gibt es auf einer vorgelagerten kleinen Inseln, wo man baden oder schnorcheln konnte. Viel zu sehen war in der sandigen Bucht aber nicht. Vom Boot aus sahen wir Manta - Rochen und "tortugas", die großen Meeresschildkröten. Vieles erinnert mich an Hawaii - nur dass hier alles sehr viel wilder und ursprünglich ist. Wegen des Wassermangels hat es früher auch nie eine menschliche Siedlung auf Galapagos gegeben, ander als die polynesische Besiedlung Hawaiis. Beim Ausflug morgen gibt es mal wieder große Seevögel zu sehen wie Tölpel, Fregattvögel, Pelikane, Seeschwalben usw. Wir werden ihre Nistplätze besuchen. Scheu sind hier auch die Vögel nicht, wie überhaupt kein "wildes" Tier: Der Mensch wird nicht als Feind erfahren - paradiesisch!

Bilder gibt es nach und nach, die Internetverbindung ist auf Galapagos nämlich sehr langsam. Telefonieren mit Skype geht gar nicht. Ein Wunder, dass es mit diesem Blogschreiben online klappt. Also Geduld, wartet auf später! Hier ist ein Vorgeschmack der Fotos aus Galapagos.

Samstag, 3. Dezember 2016

Persönliches

Wieder heißt es Abschiednehmen, denn schon geht die zweite Reisewoche zuende. Noch genieße ich die Veranda meiner Cabin, mittags geht es dann zurück nach Guayaquil. Morgen früh starte ich nach Galapagos.

Meine Eindrücke von Ecuador und von der Reise bisher sind durchweg positiv. Freundlichen und hilfreichen Ecuadorianern bin ich immer wieder begegnet, die sich alle Mühe gaben, mich verrückten "Amerikaner" zu verstehen. Es sprechen wenige englisch, nur an den touristischen Zielen ist meist einer dabei, der englisch sprechen kann. Spanisch ist hier eigentlich ein Muss. Ich glaube, wenn ich hier noch weitere 3 Wochen auf mich selbst gestellt wäre, würde ich immer mehr spanisch zu sprechen lernen. Derzeit sind das nur Brocken, aber es wird besser.

Ich habe immer wieder sehr nette Reisebekanntschaften gemacht: das französische Ehepaar (mit private guide), dass ich zufällig immer wieder traf; wir hatten dieselbe Route und oft dasselbe Hotel. Sie sprachen kaum spanisch, wenig englisch, hatten aber einen französischsprachigen Guide. Wir haben uns immer wieder abends nett unterhalten, im Zweifelsfalle auf deutsch. Oder der junge Mann aus Italien, aus Rovereto (Trentino), der kaum 20 Jahre alt war und seit einem Jahr durch Südamerika trampt, mit Rucksack und Zelt, guter Laune und wenig Geld. Ich nahm Giro in den Cotopaxi-Nationalpark mit, und wir haben ihn gemeinsam gemeistert. Er hat mich auch ein Stück weit gepusht, dass ich die Höhe zum Refugio (4800 m) geschafft habe. Netter Kerl, wollte noch weiter bis Mexiko und dann Mitte nächsten Jahres nach Hause. Er hat hier erst fließend spanisch gelernt und jobt ab und zu, um Geld zu verdienen. Ich ließ ihn im strömenden Regen auf dem offiziellen Campground im Cotopaxipark zurück, er war der einzige Camper... - Oder das nette Ehepaar aus Breda, Holland, das ich ein paar Tage lang (mit Unterbrechungen) wiedertraf, zuletzt hier in Puerto Lopez. Dann begrüßt man sich schon wie alte Freunde. Sie fuhren mit dem Linienbus, buchten spontan übers Internet die Hotels und reisten so in völliger Freiheit und zum niedrigsten Preis, hat mir gut gefallen. Fest steht bei ihnen nur das Datum des Rückfluges. - Oder der sehr nette ecuadorianische Guide aus Cuenca, Felipe, der super englisch sprach (sein Bruder lebt in New York, den besucht er dort) und der mir viele gute Tipps zum Beispiel für den Cajas Nationalpark gab - und für Galapagos, wo er ein paar Jahre gearbeitet hat. Wir haben uns auch privat unterhalten, er ist so alt wie Martin, hat 2 Kinder, die traf ich mit seiner Frau, während wir in der Altstadt unterwegs waren. Sie brauchte jetzt sein Auto... - Oder eben die junge Schweizerin, die hier an der Rezeption arbeitet, oder der Kolumbianer, mit dem ich im Zug um die Teufelsnase zusammen saß und mit dem ich mich gut unterhalten habe, ein munterer Typ meines Alters, sehr belesen, top fit. Oder, oder, oder. Das ist das Schöne, wenn man alleine reist: Man ist auf Kontakte angewiesen, und man wird auch gerne angesprochen. Ich finde das immer wieder toll. Ich reise zwar allein, bin aber ganz gewiss nicht einsam dabei, im Gegenteil. Einen US-Amerikaner aus Alaska musste ich nach einiger Zeit regelrecht abwimmeln.



Das Essen ist prima in Ecuador, wenn mir auch manche landestypischen Spezialitäten nicht so munden wie Ceviche oder Plantains (gebackene Bananenscheiben, sehr trocken). Fisch und Meeresgetier aber esse ich reichlich und in allen Formen! Ich vertrage bisher auch alles bestens, auch mit dem Wasser gibt es keine Probleme, meist halt aus Flaschen. Gestern habe ich mir nur beim Schnorcheln einen kleinen Sonnenbrand geholt: hinter den Ohren! Sonst natürlich brav das T-Shirt angehabt. Da war ein netter Typ aus Milano dabei, haben uns gut verstanden und köstlich amüsiert.

Jetzt will ich noch etwas mein Gepäck neu sortieren für Galapagos, die warmen Sachen aus den Anden kommen nun ganz nach unten, die habe ich schon hier an der Küste nicht mehr gebraucht. Und dann geht es los, Abschied von Puerto López, den letzten Tag mit dem Mietauto. War überdimensioniert, hat mich aber gut gefahren.

Hier und heute gibt es mal keine neuen Fotos :-)

Freitag, 2. Dezember 2016

Boobies & fregattas

Bei denen war ich heute: Bei den Blaufuss-Tölpeln (boobies) und Fregattvögeln, Albatrosse gab es zwar auch in einigen Brutpaaren, aber der Zugang zu deren Nistplätzen war gesperrt. Ich war also auf einem Bootsausflug zur Isla de la Plata, oder deutsch zur "Silberinsel" (weil sie vom Guano = Vogelmist so weiß glänzt). Die Insel ist Teil des Machalilla Parque Nacional und ist als Vogelinsel streng geschützt. Wir waren mit zwei kleinen Touristengruppen dort, haben in einer zweistündigen Wanderung die Insel erkundet und anschließend vor einigen Felsen geschnorchelt.

Man kam an den wirklich seltsam aussehenden Blaufuß-Tölpeln direkt vorbei, sie sitzen eigentlich überall auf der Insel: auf dem Weg, im Gebüsch, wo auch immer. Hier sind sie vor Feinden geschützt. Es waren viele Küken zu sehen (noch ohne blaue Füße) und auch brütende Eltern über ihrem Gelege. Etwas weiter weg zu den Cliffs hin brüteten und rasteten zahllose Fregattvögel. Deren Junge waren aber dabei, flügge zu werden. Das sind schon tolle Flugkünstler und wilde Segler! Einiges davon ist auf den Fotos zu erkennen.



Dann ging es wieder aufs Boot, etwas Lunch, und dann zum Schnorcheln ins Wasser. Das ist hier so richtig warm und darum ein Vergnügen. Offenbar weniger vergnüglich für die Korallen, denn die recht dicht unter der Oberfläche am Felsen angesiedelten Korallen waren alle weiß, also ausgeblichen und wahrscheinlich bereits tot. Dafür gab es aber viele für ein Riff typische bunte Fische, große kleine, mehr oder weniger bunte. Schnorcheln macht ja immer wieder Spaß, auch wenn nur einer aus unserer Gruppe eine Wasserschildkröte erspäht hat. Wir hatten einige aber vorher vom Boot aus gesehen, richtig große. - Zurück ging es dann durch eine recht wilde See in 1,5 Stunden nach Puerto Lopez. Es war wirklich ein gelungener, schöner Tag - wieder einmal mit einer netten Reisebekanntschaft.

Und es war zugleich eine Einstimmung auf Galapagos. Denn dort werde ich noch viel mehr an Vögeln und anderen Tieren über und unter Wasser zu sehen bekommen. Morgen Mittag fahre ich zurück nach Guayaquil, und Sonntag früh gebe ich am Flughafen mein Auto ab und fliege nach Galapagos.

Hier gibt es die Fotos von heute!

Donnerstag, 1. Dezember 2016

Machalilla - Trockenwald & Strand

Puerto Lopez liegt am Eingang des Machalilla Nationalparks. Es ist ein Park mit einem ganz eigentümlichen Trockenwald, der voller Wunder steckt. Äußerlich sieht er wenig ansehnlich aus: grau, staubig. Geht man hinein, offenbaren sich einige Wunder. (Nur Mangroven gibt es hier keine, das ist ein anderer Park südlich von Guayaquil. Da habe ich mich vertan.)

Ich fuhr wenige Kilometer in den Park, bis eine kleine Straße nach Agua Blanca abbiegt, eine Indio-Kommunität, die im NP lebt und ihn für Touristen erschließt. Ich bekam einen Guide, der sehr nett war und nur spanisch sprach. Ich verstand ihn nur zum Teil, aber es wird bei mir immer besser. Er zeigte mir die Vögel, seltsamen Bäume und Pflanzen, die man hier seit Jahrhunderten  nutzt, eine Art Boab (Flaschenbaum), dessen Frucht eine Wolle enthält, die man spinnen kann, wilde Mangos, total wohlschmeckend, verschiedene Kakteen, deren Blüten und Früchte man traditionell für verschiedene Zwecke verwendet. Der Ort war ein kulturelles und wirtschaftliches Zentrum eines sehr alten, präkulumbianischen Volkes (Machalilla-Kultur), deren Tempel, Gräber (Urnen), Terrassen-Bauten und Bestattungsarten und -gaben man hier fand und seit einiger Zeit ausgräbt und auswertet. Ein junger US-Archäologe zeigte mir die Ausgrabungsstätten und lud mich, als ich viel Interesse zeigt, gleich ein, mitzuhelfen, hier sei noch so viel zu tun und man könne jede freiwillige Hand gerne brauchen... Im Grunde weiß man noch sehr wenig über diese Kultur, nur dass sie eine einzigartige Bestattungsweise in großen Urnen hat, die darauf zu basieren scheint, die Lebenden und Toten in einem bestimmten Raum und einer bestimmten Zeit miteinander zu verbinden. Man vergrub die Urnen nämlich im gemeinsamen Wohnhaus. So konnte man zwar wegziehen, aber nicht eigentlich umziehen: Ein Teil des Lebens, zu dem die Toten gehören, bleibt ja immer mit dem Raum verbunden. Das ergibt Aspekte, die zum Nachdenken einladen. Dieser halbtägige Besuch in Agua Blanca war also von der Natur UND der Kultur her äußerst bemerkenswert und anregend.

Ich bin dann noch etwas weiter in dem Park lang gefahren, dann aber, als es immer heißer wurde, in die paradiesische Mandala - Hosteria zurück gekehrt, habe mich in die Hängematte gelegt und geschlummert, um endlich zum Baden wieder aufzustehen.



Um 17 Uhr war Hochwasser (Tiden sind hier aber nicht sehr ausgeprägt, ca. 1 m), da war die Brandung besonders schön. In der flachen Bucht mit dem kilometerweiten Sandstrand macht das Baden im warmen Pazifik wirklich tollen Spaß. Ich mochte gar nicht aus Wasser und Wellen gehen. Dabei sind hier kaum Besucher da, und die wenigen verteilen sich am endlosen Sandstrand. Mit mir sprangen noch zwei weitere in die Wellen, ein Pärchen - das waren schon alle. Es ist himmlisch, dann in der untergehenden Sonnen im Sand zu sitzen und sich trocknen zu lassen!

Bilder gibt es hier im Album.

Mittwoch, 30. November 2016

Am Pazifik

Schnell aus Guayaquil raus und Richtung Westen an den Pazifik! Das sind gut eineinhalb Stunden Fahrzeit auf einer breiten Autobahn, die am Wochenende sicher stark befahren ist. Heute war sie ganz leer, wie überhaupt die ganze Strecke an der Küste entlang nach Norden, noch einmal 2 Stunden bis Puerto Lopez. Der Küstenstrich ist völlig trocken, mit Kakteen und anderen typischen Trockenpflanzen. Es ging anfangs durch regelrechte Badeorte mit Condominiums, also Appartement-Hochhäusern und in sich abgeschlossenen Feriensiedlungen, dann aber durch bunte Fischer- und Feriendörfer entlang der Küste auf der Ruta del Sol, oder wie sie in diesem Abschnitt auch heißt, der Ruta Spondylus (hiesige Muschelart).



Vor Puerto Lopez, einem bekannten Touristenort, gab es dann eine kleine Berglandschaft, die richtig grün und bewaldet war. Ob es hier früher überall so ausgesehen hat? Das war nämlich bereits ein Zipfel des Machalilla Parque Nacional, den ich morgen nördlich von Puerto Lopez besuchen möchte. Er bewahrt auf 50 km Küstenlänge noch die ursprüngliche Form der Landschaft, alles andere ist dann entweder touristisch oder agrikulturell / industriell überformt. Auch Mangrovenwälder soll es in dem Nationalpark geben - ich bin gespannt.

Ich bin hier in einem kleinen Paradies gelandet, der Lodge "Mandala". Nomen est omen: Betrieben wird sie von einem schweiz -italienischen Ehepaar, das sich hier ein Stückchen heile Welt mit Freizeit, Kunst und Kultur geschaffen hat, professionelle Aussteiger gewissermaßen, auch bereits in die Jahre gekommen. Die Hotelanlage ist richtig gut und komfortabel gemacht, wirklich zauberhaft. Die Cabins, stilgerecht in Holz und mit Palmdächern gebaut, liegen in einem großen Garten verstreut, der von Blumen, Schmetterlingen, Vögeln und Leguanen bevölkert ist. Ich muss da morgen mal richtig mit der Kamera los. Das Mandala liegt direkt am wunderschönen Strand, der gehört in diesem Teil der Bucht zur Lodge, mit kleinen Pavillons, die Schatten spenden. Heute war es hier allerdings überwiegend grau, obwohl wenige Kilometer weiter südlich die Sonne brannte. Dennoch ist es es gut warm, der Ozean kühlt ja auch etwas. Er ist hier schon 24° warm - ich war gleich baden in der weiten traumhaften Bucht mit flachem Sandstrand und schöner Brandung - toll! Und sonst genieße ich erstmal dies herrliche Paradies, das nun für 3 Nächte mein Zuhause ist. Natürlich ist auch ein Restaurant dabei, das werde ich nachher besuchen. Die Anlage liegt am Rande des Ortes, man muss aber gar nicht in den nicht besonders schönen Ort gehen - jedenfalls heute nicht. Und hier sind auch eine Anzahl internationaler Gäste, im Unterschied zu den Küstenorten, wo es wegen der Nachsaison (beginnende Nebel- und Regenzeit) eher tot aussah. Ich war schon ganz erschrocken auf der Herfahrt... Aber hier ist es wirklich toll, und ich freue mich auf die zwei "paradiesischen" Tage! Ausflüge sind natürlich auch dabei. Davon morgen mehr.

Und hier gibts wieder die Fotos von heute, angefangen im Hotel in Guayaquil und schlussendlich dann in meiner Cabin im Mandala in Puerto Lopez. Während ich dies schreibe, höre ich wunderbar den Ozean rauschen - die Brandung!

Dienstag, 29. November 2016

Hinunter zur Küste

Das waren noch einmal Extreme: Morgens ein schönes Frühstück im erstaunlich milden Cuenca, dann hinauf in die Berge im Westen in den Nationalpark Cajas, über die Passhöhe Tres Cruces (4167 m) und dann ca. 50 km ununterbrochen teils steil bergab bis ins Tiefland und nach Guayaquil auf Meereshöhe. Das Plastik der Wasserflaschen hat nur so geknistert, als sie unter dem wachsenden Druck zusammen gepresst wurden. Auch der Deo-Roller wollte im Hotel erstmal nichts hergeben. Jetzt bin ich also wieder ganz unten.

Vorher der Nationalpark war trotz Bewölkung ein erstklassiges Naturerlebnis. Ich fuhr auf Hinweis meines Guide von gestern eine schmale holperige Straße (mein wackerer Mazda-Pickup schafft alles) in ein Seitental zu einem kleinen See namens Llaviucu, ein Hotspot für Vögel und Gebirgspflanzen. Ihn umgab in 3200 m Höhe tatsächlich ein Regenwald, durch den ein malerischer Pfad führte. "Regenwald" musste man wörtlich nehmen, aber das tat dem Naturerlebnis keinerlei Abbruch. Es waren kaum Menschen dort, ein Paar Vögel habe ich gesehenen, ein Blue-Ray-Pärchen, Bergschwalben und eine nur dort lebende Mountain Gull. (Mövenart - nach Auskunft eines Rangers). Es war toll, hatte etwas hochalpines - und doch wieder ganz anders von den Düften und Geräuschen her. Wieder auf der Hauptstraße zurück ging es dann noch einmal weitere 1000 m hinauf auf 4167 m Höhe. Vorher gab es noch eine weitere Laguna neben der Straße zu sehen, habe sie wegen des Regens nicht mehr umrundet, sondern wollte jetzt auf die sonnige Westseite. Denn das sah man schon jenseits des Passes: blauen Himmel.

Es ging dann in immer wärmerer Luft und Sonnenschein stetig zum Teil steil bergab, ungefähr 50 km, also von über 4000 m hinunter auf Seehöhe unten in der Küstenebene. Die Straße ist atemberaubend, eine tolle Bauleistung. Entlang der sehr steilen Anden-Abhänge schlängelt sie sich gut ausgebaut hinunter. Erst nach einiger Zeit kommen Indio-Dörfer, und dann sah man schon T-Shirts und kurze Hosen: Es wurde warm. Unten war es dann trübe - dunstig und einfach sehr heiß, 30°. Welch ein Unterschied während einer Fahrt von 90 Minuten!



Nach Guayaquil hinein gings mit dem üblichen Verkehrsgedränge, allerdings blieb hier das mir von Quito bekannte Chaos aus. Das gute Hotel liegt Downtown und wenige Blocks von Ufer entfernt. Guayaquil liegt am Fluss Guayas, der in einer Trichtermündung in den Pazifik strömt und natürlich stark von den Gezeiten geprägt ist. Mehrere Kilometer führt eine schön gestaltete Promenade am Ufer entlang, der Malecón, wirklich sehr hübsch gemacht. Dort liegen dann auch einige Museen in der Nähe, viel mehr hat Guayaquil touristisch nicht zu bieten, heißt es. Aber den Malecón entlang zu bummeln, das auflaufende Wasser zu sehen, die vielen Menschen, die den Feierabend genießen, dazu der Weihnachtsmarkt (!!!) - alles ein buntes und durchaus ansehnliches Bild. Hat Spaß gemacht. Zum Essen habe ich einige Blocks entfernt ein gutes Steakhouse gefunden, aber eigentlich will ich nicht schon wieder Fleisch, eher Fisch oder Pasta. Und das gibts im Hotel - Restaurant. Also bleibe ich heute Abend lieber " zu Hause". Morgen früh geht es dann weiter - richtig an die Küste mit Felsen, Buchten und Stränden. Drei Nächte werd ich dort in Puerto Lopez bleiben und relaxen, ähm...

Hier eine lange Serie von Fotos von heute, also hier im Album.

Montag, 28. November 2016

Die Perle der Anden

Nun ist es heute doch kein Ruhetag geworden, dafür ist Cuenca viel zu schön und interessant - eine echte Perle der Anden. Es ist eine der ältesten Städte bzw. Siedlungsplätze der Anden mit langer vorkolumbianischer Tradition. Das Volk der Canary und dann die Inkas haben hier geherrscht und sich die Oberhoheit einige Zeit mit Cuzco geteilt. Die Spanier haben dann manche Formen der Inkaherrschaft übernommen, ihre Kirchen an die Stelle der Tempel gesetzt, wie es die Inkas vorher mit den Canary taten. Allerdings bauten sie ihre Sonnentempel neben die Mondtempel der Canary und zerstörten sie nicht. Das taten erst die Spanier. Auch in Cuenca gibt es eine aktuelle Ausgrabung von Resten der alten Stadt, ich habe sie besichtigt.

Morgens hatte ich die Idee, eine privat geführte Stadtbesichtigung zu buchen, das war sehr lohnend, mein junger Guide war sehr kundig und wusste bestens zu informieren und einem die Schönheit und kulturelle Besonderheit der Stadt nahe zu bringen. Vier Stunden waren wir meist zu Fuß unterwegs. Heute ist Cuenca ein kulturelles Zentrum mit vielerlei Museen sowohl der Kulturgeschichte als auch von moderner Kunst und Handwerk. Die meisten "Panamahüte" werden hier gefertigt, eine solcher Manufaktur habe ich besichtigt. Die aktuelle Ausstellung hiesiger moderner Kunst war anregend, und die Altstadt nimmt es mit Quito locker auf. Nein, eigentlich ist Cuenca schöner, weil nicht so bombastisch und übervoll wie Quito. Der Markt, den wir besichtigten, quoll dann aber über von Früchten und Naturprodukten aller Art aus der Umgebung ebenso wie von der Küste. Die Küstenstadt Guayaquil, mein morgiges Ziel, ist ungefähr 4 Stunden entfernt. Wunderschöne Häuser bzw. Fassaden im spanischen Stil schmücken viele Straßenzüge. Die Plätze und Kuppeln der Kirchen prägen eindrucksvoll das Stadtbild. Innen sind sowohl die kleinere alte als auch die mächtige neue Kathedrale nicht gold überladen, sondern eher schlicht. Hat mir gefallen, auch wenn mein Guide betonte, Cuenca sei eben auch sehr konservativ und katholisch, viel stärker als Quito. Von der Großstadt - Moderne setze man sich hier gerne ab. Das muss ja nicht schlecht sein. Natürlich gibt es an der Calle Larga jede Menge Restaurants, Cafés, Bistros auf Andenart, das pralle bunte Leben, - sehr schön. Da werde ich nachher gut essen gehen. Eben habe ich noch eine hiesige Spezialität gegessen, einen Käsekuchen mit einem schönen Fruchtbelag. Cuenca ist mit Sicherheit einen Tag wert, eigentlich auch mehr, denn vieles konnte ich nur am Rande wahrnehmen und hätte dafür gerne mehr Zeit gehabt. Von wegen Ruhetag...

Und dann fällt mir mit großem Bedauern ein, dass dies schon mein letzter Tag in den Anden ist. Morgen Vormittag geht es zwar noch in den nahe gelegenen Nationalpark Cajas (bis 4000 m) , aber dann gehts abwärts aus der Höhe (Cuenca in einem weiten Hochtal, eher Becken, liegt immerhin auch 2300 m hoch) in die tiefe Ebene der Pazifikküste. Die Anden haben es mir doch sehr angetan, und die Vielfalt der Natur ebenso wie der Kultur sind wunderschön zu beobachten. In machen Hochregionen leben die Indios noch in größter Einfachheit und Armut (aus unserer Sicht), haben einfachste Hütten, wie ich sie nicht einmal in Nicaragua gesehen habe. Diese kleinsten Behausungen haben weder Strom noch Wasser. Nur Internet gibts over the air überall, und die jungen Leute, die ich beobachtet habe, werden kaum mehr bereit sein, dieses allereinfachste Leben geduldig zu teilen. Schaut man mehr auf die weiten (Hoch-) Täler, dann sind dort viele Städte und größere Dörfer entstanden, die ersichtlich Anschluss an die Moderne gesucht und gefunden haben: Moderne Agrikultur, Handwerksbetriebe und Fabriken sind überall zu sehen - und daneben bzw. mittendrin die Naturalienmärkte der Selbstversorger, samt Heilern und Schamanen. Natürlich ist auf diesen Märkten auch alles Andere, auch moderne Elektro- und Elektronikartikel zu finden. Auch Supermärkte gibt es in den größeren Städten, wenn sie auch (noch) längst nicht die Bedeutung haben wie bei uns. Allerdings lässt die rigide Rodung der Wälder zwecks Holzexport (gebaut wird strikt aus Stein, davon hat man genug, Lavastein ist meist leicht zu bearbeiten) und der Einsatz intensiver Landwirtschaft vermuten, dass man viele Fehler der Moderne wiederholt, die man bereits bei uns durch Raubbau an der Natur gemacht hat. In den vier Flüssen Cuencas mehren sich die Hochwasser, unter anderem auch dadurch, dass die wasserhaltigen Waldgebiete fehlen und Bodenerosion zunimmt - ein wohl bekannter negativer Kreislauf. Kunststofftüten fliegen auf den Hochebenen herum. Tradition und Moderne prallen hier eben doch recht hart aufeinander, es sieht nur auf den ersten Blick alles so problemlos und harmonisch aus. Die abseits von Quito und Umgebung "großspurigen" Straßen (ich schrieb ja bereits darüber) sind dann doch in einem zum Teil furchtbaren Zustand mit Schlaglöchern auf der Panamerikana, die einem jeden Stoßdämpfer zerfetzen. Überhaupt ist der wachsende Autoverkehr ein großes Problem, auch hier in der ländlichen Region. Was diese vielen Autos hier an Gestank und Lärm mit sich bringen (offenbar mit alten Motoren, die billig und 'abgeschrieben' sind und bei uns längst nicht mehr eingesetzt werden dürfen) ist selbst in Cuenca kaum erträglich; auch hier sah ich heute Polizisten mit Atemschutzmasken. Für diesen "Fortschritt" wird auch hier ein hoher Preis bezahlt. Andererseits ist das Benzin derart billig (ein Viertel vom Preis bei uns), dass Motorisierung eine Attraktion hat, die man recht gut verstehen kann. Hier zu kritisieren fällt schwer, wenn man an die kaum ausgestandenen Lernprozesse bei uns denkt, was Motorisierung betrifft.

Und dann die herrliche Natur! Die Anden sind so vielfältig wie nur irgendeine andere Bergwelt. Jedes Tal hat sein eigenes Gepräge, jede Hochfläche oder Region sieht anders aus. Man kommt von Norden her an den mächtigen Vulkanen vorbei - Cotopaxi und Chimborazo sind ja nur die bekanntesten, es gibt davon noch einige mehr an der "Straße der Vulkane". Nach Osten hin, wie ich es in Banios erlebt habe, wird der Einfluss des Amazonasgebietes mit schwüler Luft und sattgrünen, steilen, tiefen Tälern deutlich spürbar. Im Zentrum dann eine trockene Zone um Alausi herum, die zwischen zwei Bergketten liegt, die sich von Nord nach Süd erstrecken und darum kaum Niederschlag zulassen. Hier um Cuenca herum sind die nicht mehr ganz so hohen Berge (also nur noch um die 4500 m) anders angeordnet, so dass sich Wettereinflüsse aus Ost und West mit Niederschlag und Wärme abwechseln. Darum war es hier seit Menschengedenken so gut und fruchtbar zu leben. Das meiste habe ich ja nur beim Durchfahren erlebt mit wenigen Unterbrechungen wie bei den Vulkanen oder eben bei der Bahnfahrt von Alausi. Die Landschaften ändern sich ständig, es geht mit der Straße weit hinauf auf scheinbar sachte ansteigende Pässe, die gut und gerne mal 4000 m erreichen. Dahinter dann heideartige Hochflächen, wie ich sie noch nie gesehen habe mit einer Kiefernart, die mich mehr an Araukarien erinnerten, Dass ich nun morgen diese herrliche und beeindruckende Bergwelt der Anden verlasse, fällt mir richtig schwer. Zu viel Schönes habe ich in der kurzen Zeit am Rande liegen lassen müssen!



Das Wetter ist ein eigenes Thema. Kurz gesagt: Es gibt keinen Wetterbericht, jedenfalls keinen, der auch nur annähernd zutrifft. Das Wetter ändert sich ständig. Ich habe gestern Nebel, Hitze, schönen Sonnenschein und abends ein Gewitter mit Wolkenbruch erlebt auf einer Strecke von nur 170 km. Als ich in Cuenca ankam, hatten sich die Straßen tatsächlich in Bäche verwandelt. Heute ist es ab mittags sonnig und schön, was für den Abend noch überhaupt nichts besagen will. Vor allen Dingen ist es abends schnell kühl - und morgens kalt. So war es im Grunde überall und an jedem Tag. Nur der Wetterwechsel ist hier beständig!

Ich habe bisher eine Reihe sehr netter Reisebekanntschaften und menschlicher Begegnungen gehabt. Davon lebt ja eine Reise auf eigene Faust. Darüber muss ich ein andermal schreiben. Ein Ehepaar aus Paris (mit wenig Englischkenntnissen und meinen dürftigen Französischkenntnissen) treffe ich fast täglich, sie machen mit einem eigenen Guide offenbar eine sehr ähnliche Reise. Wir amüsieren uns schon darüber. Gestern und heute sind wir sogar zufällig im selben Hotel - und es gibt hier wirklich viele Hotels, Tourismus ist auch hier in Ecuador eine stark wachsende Branche, und man tut seitens des Staates auch eine Menge dafür. Nur mit der Beschilderung hapert es manchmal noch. Ohne Google Maps als Navi wäre ich hier recht verloren, besonders in den Städten. Aber man kann ja auch fragen, sich irgendwie verständlich machen klappt fast immer. Spanischkenntnisse wären in Ecuador schon von Vorteil, mehr als beispielsweise in Costa Rica.

Insgesamt hat sich mir Ecuador bisher als ein sehr gastfreundliches und liebenswertes Land gezeigt, in dem ich sehr, sehr gerne unterwegs bin. Ok, ich verlasse mit einem weinenden Auge die Anden, aber mit vielen Erwartungen nähere ich mich ja der Pazifikküste und Ende nächster Woche dann dem Naturwunder von Galapagos - wow! Da kommt noch was :-)

Hier gibt es eine Reihe von Fotos "live" aus Cuenca, heute nur mit der Handy-Kamera, im Googlealbum.





Sonntag, 27. November 2016

Der Zug um die Teufelsnase

Ganz früh, noch im Dunkeln, ging es los. Es waren noch 1 1/ 2 Stunden Fahrt bis Alausi, und um 8 Uhr startete bereits der Zug. Es ist eine Touristenattraktion: Auf der früher einmal wichtigen Bahnstrecke von Guayaquil nach Quito wird der spektakulärste Teil nur noch als touristische Strecke genutzt, eben der Abstieg von Alausi ins tiefe Tal nach Simbale über die  Nariz del Diablo, die Teuelsnase. Das ist ein steiler Felshang, für den sich Ingenieure Ende des 19. Jahrhunderts etwas Besonderes ausgedacht hatten: die Wand nicht mit Kehren, sondern im Zickzack zu bewältigen. Hat geklappt, und ist bemerkenswert. Im Tal ist nur ein Umkehrbahnhof, an dem nun einiges touristisch geboten wird: Indio-Volkstanz, Trachten, leckere Früchte. Die kommen allerdings von der Küste, denn in diesem Teil sind die Anden knochentrocken, also wüstenähnlich. Man sieht es an dem Graubraun auf den Fotos. Die Fahrt mit diesem historischen Zug hat durchaus Spaß gemacht, zudem es nette Reisebekanntschaften gab.



Am frühen Mittag war man zurück, dann habe ich noch in Alausi den wirklich bunten Indiomarkt besucht: ein echter Markt, jeden Sonntag, wirklich anschaulich aus der alten / neuen Lebenswelt der Indios. Dazu an anderer Stelle später mehr.

Danach gab es noch 3 1/2 Stunden Fahrt gen Süden durch und über die Anden bis nach Cuenca, der Perle der Anden von Ecuador. Vorher machte ich noch einen Abstecher zur Inka Ausgrabung bzw. Wiederherstellung einer Inkas Tempelanlage in Ingapirca. Sehr schön, vor allem der ovale Tempelhof im "Imperial Style" der Inka, also mit nahtlosen Fugen ohne Mörtel. Da gibt es in Peru natürlich anderes und Gewaltigeres zu sehen, aber diese Anlage war wunderschön präsentiert und sehr gut anzuschauen - und einfach schön gelegen!

Dann ging es noch 90 Minuten weiter bis Cuenca. Da bin ich nun, todmüde und voller neuer Eindrücke. Ich war bis zur Ankunft hier im schönen Hotel genau 12 Stunden unterwegs. Das reicht für einen Tag. Mehr gibt es später.

Ach ja, Fotos gibt's natürlich auch wieder hier.

Samstag, 26. November 2016

Chimborazo - am höchsten

Der Chimborazo ist Ecuadors höchster Vulkan mit 6267 m. Er hat mehrere Gipfel und oben ein riesiges Eisfeld. Ich war oben!! - nein, natürlich nicht auf dem Vulkangipfel, sondern "nur" bis zur obersten Hütte, dem Refugio Whimper, 5041 m hoch. Der Parkplatz darunter liegt in knapp 4800 m Höhe, also noch einmal 250 m hoch steigen. Gestern war es am Cotopaxi schon mein neuer Rekord, heute habe ich das noch einmal getopt: Die höchste Höhe, die ich jemals zu Fuß erreicht habe, liegt jetzt bei über 5000 m :-) Allerdings war oben nichts zu sehen, ähnlich wie gestern. Und genauso war es auch wieder, dass ich bei der Anfahrt nur einen kurzen Blick auf den fast wolkenfreien Gipfel dieses mächtigen Vulkanberges werfen konnte - ein echter Glückstreffer, auch im Foto festgehalten.



Das allein war schon ein tolles Erlebnis, auch die Erfahrung, wo die eigenen Grenzen liegen. Ich würde sagen: genau dort. Wenn man dort oben über sich hinauf schaut, und wenn dort auch der Fels aus Lava nur im Nebel verschwindet, muss man wissen, dass es bis zum Gipfel des Kraters noch einmal 1220 m höher hinauf geht. Die Welt unten sieht von dort aus wie vom Flugzeug aus, ein irres Gefühl. Dabei sind die Anden ohnehin schon hoch, steil, tief eingeschnitten und gewaltig. Es war heute noch mehr dabei, was mit der Tiefe zu tun hat, aber dies hier nur in aller Kürze. Morgen ist wieder ein voller Tag, aber dann habe ich mit 2 Nächten an einem Ort - Cuenca - ein wenig Pause und kann mehr erzählen.

Fotos gibst aber schon von heute hier.

Freitag, 25. November 2016

Cotopaxi hoch oben

Das war ein sehr erlebnisreichen und anstrengender Tag. Früh morgens fuhr ich los zum Cotopaxi, um den herum es einen Nationalpark gibt, das heißt Infrastruktur. Entscheidend ist natürlich der Vulkan, der mit knapp 5900 m der zweithöchste Vulkan von Ecuador ist. Der höchste ist der Chimborazo mit weit über 6000 m. Als ich am Parkeingang ankam, war noch nicht geöffnet, das passierte aber in wenigen Minuten. Die Zeit reichte, um mit einem jungen Mann aus Italien ins Gespräch zu kommen, der seit 1 Jahr mit Zelt und per Anhalter durch Südamerika reist. Interessanter Typ, ich nahm ihn in den Park hinein mit.

Morgens war es noch fast wolkenlos, dann aber verschwand der Gipfel des Cotopaxi doch unter einer dichten Wolkenhaube. Aber beim näher Herankommen  (man fährt ca, 30 km Schotterstraße bis zum letzten und höchsten Parkplatz) riss es auf einmal auf und man sah den Cotopaxi in seiner ganzen kegelförmig Schönheit! Es dauerte allerdings nur Minuten, aber Zeit genug für ein schönes Foto!



Vom letzten Parkplatz aus in 4600 m Höhe kann man noch zum Refugio José Riva aufsteigen bis auf 4850 m. Leider war es aber inzwischen so bewölkt, dass ich gleich am Parkplatz umgekehrt bin, man sah nichts, kein Berg, kein Gletscher, nichts. Auf der Rückfahrt sah ich dann auf einmal Sonne oben an der Hütte und am Berg - nichts wie umgedreht, wieder hinauf gefahren und los gegangen. Die gut 200 Höhen Meter klingen zwar wenig, aber in der Höhe kam einem der Anstieg auf teilweise lockerem Aschehang doch sauer an - aber ich habs geschafft! So sind die rund 4850 Meter der Hütte der höchste Punkt, den ich jemals zu Fuß erreicht habe. Die Gletscher reichten fast bis an das Haus und waren gut zu sehen, aber der Gipfel zeigte sich nicht mehr. Nach einer Stärkung in der Hütte ging es wieder hinunter, da fing es auch noch an zu regnen. Der Blick auf die Lavafelder, Hochfläche und benachbarten Vulkane war aber dennoch, also unter den Wolken her, faszinierend. Das Ganze war ein tolles Erlebnis mit netten Leuten und gewaltiger Natur: einmalig und atemberaubend.

Jetzt bin ich in Banios angekommen, da gibt's Thermalquellen und vor allem Wasserfälle. Hier bin ich übrigens nur noch knapp 2000 m hoch - so sind die Anden: steil, sehr hoch und immer wieder auch sehr tief. Morgen werde ich nahe von Banios noch etwas davon ansehen, und dann geht es schon weiter am Chimborazo vorbei gen Süden nach Riobamba.

Hier im selben Album von gestern gibt es noch die Fotos von heute.

Donnerstag, 24. November 2016

Am Kratersee Quilotoa

Heute ging es um 8 Uhr los aus Quito raus - da war natürlich rush hour. Polizisten, die den Verkehr zu lenken versuchen, tragen Gasmasken. Quito erstickt im Autogestank und -verkehr. Sie haben schon einen Tag pro Woche für jede Endziffer des KFZ-Kennzeichens Fahrverbot erteilt. Ich darf mit meinem Mietauto am Freitag ("9") nicht in Quito fahren. Man merkt aber nicht viel von der Entlastung. Extra eingerichtete Fahrradspuren in der City werden noch kaum angenommen. Die Metro, in Bau, kommt viel zu spät. - Nach knapp einer Stunde hatte ich dann Quito hinter mir. Es war eine sehr schöne Erfahrung dort, trotz allem eine tolle Stadt!

Es ging auf der erstklassig ausgebauten Panamericana (E 35) gen Süden, zwischen Cotopaxi und Chimborazo hindurch. Eine Höhe von 3600 m galt es dabei zu überwinden. Je weiter ich von Quito wegkam, desto leerer wurde es auf der achtspurig ausgebauten Schnellstraße, die durch ein hochgelegenes Tal führt. Ich will aber nach 85 km abzweigen, um zum berühmten Krater See Quilotoa zu gelangen. Dazu geht es auf einer ebenfalls bestens und nagelneu ausgebauten Landstraße auf über 4000 m Höhe und dann ins westliche Gebirge. Alles liegt weit über 3000 Meter, auch die Täler. Es ist kahl, aber die Indios bauen auf dem von Vulkanasche fruchtbaren Boden alles mögliche an. Kleine Dörfer, in denen die Zeit still zu stehen scheint mit Frauen, die am Bach Wäsche waschen. Aber überall stehen die roten Masten von CLARO: Mobilfunk und schnelles Internet gibt's im hintersten Winkel auch hier in Ecuador (wie auch in Nicaragua, aber wie nicht überall in Deutschland).

Endlich dann hoch oben in 3800 m Höhe am Kraterrand. Dort wird gerade mächtig touristisch aufgerüstet, ausgebaut, ausgeschildert. Also einen Geländewagen braucht man wahrlich nicht mehr, um die 70 km von der Panamericana zum Quilotoa zu bewältigen. Die Strecke ist sehr kurvenreich und bietet atemberaubende Ausblicke, eine wunderschöne Panoramastraße. Leider kann man wegen der tiefen Wasserrinnen neben der Straße kaum zum Fotografieren anhalten. Ich habe es wieder freihändig beim Fahren versucht, siehe die Fotos später. Der See liegt ca. 250 m tiefer als der Rand. Man kann einen staubigen steilen Weg (von Asche gelb) hinunter zum See gehen und sich vom Maultier wieder hinauf tragen lassen. Besser ist das bei der Höhe, da schnappt man doch sehr schnell nach Luft. Einige Mutige, denen ich beim runter Laufen begegnet bin, keuchten beim Anstieg gewaltig. Also meine Option: Muli. War toll!

Der See ist sehr eigentümlich grün gefärbt, was von den vulkanischen Mineralien herrühren soll. Wenn die Sonne darauf scheint, sieht es fantastisch aus. Apropos Sonne. Vormittags war es dick bewölkt, keine Spur von Cotopaxi und Chimborazo, und auch der See lag bei meiner Ankunft mittags in dunklem Schwarz da. Aber oh Wunder, es hellte zusehends auf, und ich bekam noch herrliche Ausblicke auf die Grüntöne, den See insgesamt und die leuchtenden Anden, durch die ich wieder zurück fuhr. Allein diese Straße war dann beim Sonnenschein ein Hochgenuss!

Jetzt bin ich in einer Hosteria, der Hacienda El Ciénega, "unten" im Tal, also bloß knapp 3000 m hoch. Hier ist viel Ackerbau und Weidewirtschaft, denn die Hacienda ist echt, also ein loandwirtschaftlicher Betrieb. Das Hotel ist nur das Zubrot im Herrenhaus, wirklich sehr stilvoll, wenn auch schwer zu finden. Aber dank Google und einer Nachfrage an einer Tankstelle (Google hat noch nicht die neue Autobahn Panamericana erfasst), bin ich ohne Umweg hierher gekommen. Jetzt genieße ich den Abend, natürlich auch stilvoll im hiesigen Gutsrestaurant, und morgen geht es weiter zum Cotopaxi - hoffentlich ist klares Wetter!

Die neuen Fotos direkt aus der Kamera gibt es HIER.

Mittwoch, 23. November 2016

Auf dem Äquator

Heute gab es zwei Abenteuer: Autofahren in Quito und der Besuch des Äquators. Also erst einmal zum Auto. Ich bekam hier bei AVIS einen Mazda Pick-up mit offener Ladefläche, also einen Kleinlastwagen :-) Das war so bestellt, weil es wohl über ein paar raue Straßen geht, wo das Auto hoch sein muss - Empfehlung des Reisebüros. Mir das Werkzeug und den Reservereifen zu zeigen fand der Typ bei AVIS sehr absonderlich und völlig überflüssig. Die Straßen in Ecuador seien so gut, da gäbe es keinen Platten. Dummes Gerede, denn die Straßen hier sind oft eine Aneinanderreihung von dicken Schlaglöchern. Ich habe darauf bestanden, bis sich ein Monteur bequemte, mir alles einigermaßen zu zeigen. Dafür hat er mir noch eine zusätzliche Versicherung verkauft, quasi Vollkasko. Besser ist das, war nicht so teuer.

Der Mazda ist so ein richtiges Arbeitstier mit alter bewährter Technik - nix Elektronik. Schaltgetriebe sowieso. Aber damit komme ich gut klar, nur an die Dimensionen des Fahrzeugs muss ich mich etwas gewöhnen. Aber er läuft gut, schwach motorisiert, wie hier alle Autos sind. Das kenne ich ja schon aus Costa Rica und Nicaragua. Höchstgeschwindigkeit auf den Überlandstraßen ist 90 km/h, mehr schafft der auch gar nicht, und bergauf geht es sehr gemächlich. Ich bin also endlich munter los, mit Smartphone und gespeicherten Google Maps als Navi, klappt wunderbar. Aber außerhalb von Quito wird das weniger nötig sein, halt nur in den Städten, da ist es praktisch.



Dann war ich also nach 1 Stunde Fahrt (34 km !) am Äquator, in dem großen touristischen Zentrum und Park Mitad del Mundo. Da ist eine ganze Industrie drum herum entstanden mit Souvenierständen, Buden, kleinen Museen, und in der Mitte der große Turm auf dem Äquator mit allerlei Informativen innen drin. Viel schöner war aber das Inka-Kunst-Museum Inti-Nan. Dort gibt es neben viel Kunst und Kultur auch sehr praktisch erfahrbar Dinge über den Äquator, dass dort z.B. die Coriolis-Kraft aufgehoben und das Wasser ohne Strudel aus einem Becken ausläuft. Schon 3 m daneben dreht es sich im Norden deutlich gegen den Uhrzeiger-Sinn und 3 m im Süden mit dem Uhrzeiger-Sinn - verblüffend! Auch kann man auf der Äquator Linie ein rohes Ei auf einen Nagelkopf stellen, und es kippt nicht! Habs geschafft :-) War sehr interessant und anregend, besonders mit einem jungen Pärchen aus Deutschland, haben uns noch eine Weile nett unterhalten.

Dann ging es zurück nach Quito, vor dem Feierabend-Verkehr, diesmal schon ganz routiniert - in eine Polizei-Kontrolle. Die wollten aber nur die Papiere sehen, verstanden den deutschen Führerschein sowieso nicht. Guckten lange drauf und winkten mich dann durch. Dann habe ich noch einen Bummel durch das Neustadt-Viertel "Mariscal" gemacht und mir ein gutes Restaurant fürs Dinner ausgesucht und Tisch reserviert. Da gehe ich gleich hin. Nach 6 Uhr wird es schnell dunkel, und dann auch zusehends kalt. Morgens sind es nur 6°, mittags dann warme 24° - und die Sonne brennt irre, auch wenn sie gerade nicht direkt senkrecht über einem steht. Man muss sich also nach dem Zwiebelprinzip anziehen und abends immer was Warmes mitnehmen.

Morgen früh starte ich dann zu der großen Runde durch die Anden, zu Vulkanen und Kraterseen. Einen solchen werde ich morgen besichtigen, den berühmten Quilotoa-Krater. Bin sehr gespannt!

Fotos von heute gibt es H I E R .

Dienstag, 22. November 2016

Quito - vom Pichincha

Die ersten 24 Stunden in Quito, - kann's gar nicht fassen, dass es erst einen Tag her ist, seit ich hier angekommen bin. Der Flug war übrigens bestens, hab meist geschlummert und Musik gehört, eine nette Unterhaltung mit meinem Sitznachbarn, Vietnamese, war auch dabei. KLM bietet außerdem noch echt guten Service.

Vom neuen Airport weiter draußen vor der Millionenstadt ging es dann in wilder Fahrt und rasendem Tempo in die City. Das ist purer Spott, denn die Straßen waren so verstopft, dass es nur langsam voran ging, reichlich eine Stunde bis zum Hotel. Da war der Nachmittag dann auch schon um. Ich nur schnell frisch gemacht, die fälligen Sicherheitsvorkehrungen getroffen und ab zum Essen. Vorher wollte ich an der Rezeption noch eine City-Tour buchen, aber die hatten keine Ahnung und haben das nicht hingekriegt. Also auf den folgenden Morgen in Eigenregie vertagt. Ein kleines Bierchen (keinesfalls mehr wegen der Höhe von 2800 m) - und früh ab ins Bett. Ich habe erstaunlich gut geschlafen und bin zeitig aufgestanden, saß um 7 beim Frühstück (gutes Continental mit Müslimischung und Früchten!) und suchte dann unter den Prospekten was raus über Quito. Ich entdeckte die überall bekannte Grey Line - und dass eine City-Tour gleich um 8 Uhr direkt bei mir um die Ecke beginnt. Ich nichts wie hin. War eine sehr gute Wahl.

Es ging mit nur 3 weiteren  Gästen, Ladies aus Argentinien, und einem zweisprachigen Guide, also spanisch & englisch, in die Altstadt mit den zahllosen imposanten Kirchen - Kolonialzeit in allen Facetten, dazu  Museen - es war alles dabei. Enrique, unser junger Guide, war wirklich fit und konnte eine Menge Wissenswertes oder auch nur Anekdotisches, aber Interessantes erzählen. Dabei machte er immer wieder auf Details aufmerksam, die man beim Vorbeigehen nie gesehen hätte. War schon sehr gut gemacht - 4 Stunden lang, Anfahrt von den Hotels im Bus, in Old Town dann zu Fuß. Die Altstadt ist sehenswert, die wollte ich mir nochmal für Nachmittags vornehmen (was ich gemacht habe). Den Abschluss bildete die Auffahrt zur "Virgen de Quito", dem Marienstandbild (seit 1976) auf dem Panecillo - Hügel. Von dort hat man eine wunderschöne Aussicht über den "Moloch" Quito inmitten der hohen Berge und schneebedeckten Vulkane. Es sollte allerdings noch besser kommen mit dem, was ich mir für den frühen Nachmittag vorgenommen hatte.



"Moloch" Quito: Hier erstickt man nicht wegen der Höhe, sondern wegen dem Autogestank - wie bei uns in den siebziger Jahren - und dem Verkehrskollaps. Eigentlich schiebt sich nur eine endlose Blechlawine durch die engen und über einige breite Straßen. Auch Tunnel haben sie gebaut, hilft nicht viel. Fußgängerzonen gibt es kaum, es quetscht sich alles durch die Straßen. Trotzdem - Quito ist wunderschön! Die alten Stadtteile sind fein herausgeputzt, es wimmelt von Cafés, Bistros und Restaurants, Straßenverkaufsständen, kleinen Läden und so weiter, was man so von typisch lateinamerikanischen Städten kennt und liebt. Die Pracht der Bauten ist aber wirklich beeindruckend, und das trotz mehrfacher Erdbeben und Vulkanausbrüche. Man baut immer schnell wieder auf. Die ganze Stadt liegt zwischen den Vulkanen auf Lavastein und meterdicken Ascheschichten. Man sieht das gut dort, wo man für Schnellstraße Schneisen gebuddelt hat. Übrigens bauen Sie gerade eine Metro -  wenn das man gut geht.

Der "Hausberg" ist der Pichincha, auf den die "TeleferiQo" auf knapp 4000 m Höhe hinaufführt. Das ist eine Gondelbahn, wie sie auch in den Alpen stehen, Südtiroler Fabrikat. Die Bergstation liegt also weit über der Baumgrenze (hier bei 3500 m) auf einem Sattel; der eigentliche Vulkan, der zuletzt 1999 ausgebrochen ist, ist noch einmal 600 m höher. Das sind schon gewaltige Dimensionen! Es ist heute sonnig, aber etwas diesig, so dass man die noch wesentlich höheren Schneevulkane wie den Antisana, 5758 m, nur im Dunst ahnen kann. Unter einem 1200 m tiefer die weitläufige Großstadt Quito, wirklich atemberaubend. Einen Eindruck vermitteln ein paar Fotos, die ich zu Google hochgeladen habe. (HIER)

Apropos atmen. Dort oben blieb einem schon recht schnell die Luft weg, wenn man eine Steigung zum Aussichtspunkt oder Treppen "normal" schnell gehen wollte. Aber ansonsten macht mir bisher die Höhe hier nichts aus, ich merke kaum etwas, was ich nicht auch auf die Zeitverschiebung zurückführen könnte. Also fühle ich mich rundum wohl. Das Essen ist sehr lecker, Süßkram sowieso, das mögen sie hier, das kenne ich schon, und ich mag ihn auch. Überhaupt erinnert mich vieles an Peru, an Cuzco und Puno, eben an die so einzigartig hohen und steilen und majestätischen Anden. Dazu dann noch das Äquatorklima, fantastisch. Davon werde ich andermal erzählen. Morgen geht es nämlich mit dem Mietauto (!) direkt zum Äquator und dem Spektakel, das sie dort wenige Kilometer nördlich von Quito, veranstalten: Mitad del Mondo, die Mitte der Welt, um  mit den Inkas zu sprechen.



Donnerstag, 17. November 2016

Vor der Abreise in die Anden

Am Sonntag starte ich zu meiner Reise nach Ecuador. Erst geht es mit der Bahn nach Frankfurt - Flughafen, dann am Montag früh nach Amsterdam und von dort mit einem 12-Stunden-Flug direkt nach Quito, der Hauptstadt Ecuadors. Bei den 6 Stunden Zeitunterschied werde ich am selben Tag nachmittags Ortszeit in Quito eintreffen.

Quito liegt knapp südlich des Äquators in 2850 m Höhe. Ich bin dort die ersten drei Nächte. Das ist gut zur Eingewöhnung an die Höhe in den Anden. Auf der "Straße der Vulkane" geht es dann später noch höher hinauf auf über 4000 m. Die Stadt selbst gilt als Kleinod und touristisches Highlight unter den großen Andenstädten. Quito hat gut 2,2 Millionen Einwohner und bietet rundum ein prächtiges Panorama von Andenbergen und Vulkanen. Der "Hausberg" ist der aktive Vulkan Rucu Pichincha (4.690 m). Auf eine Flanke des Vulkans führt eine Seilbahn bis auf 4000 m Höhe. Da erhoffe ich mir gutes Wetter für gute Sicht und schöne Fotos!

Die Stadt selber hat eine prächtige Altstadt im Kolonialstil und lädt zu Stadtbummel und Besichtigungen ein. Ich werde mir dafür genügend Zeit nehmen. Kürzlich erschien bei n-tv ein schöner Bericht über Quito, der ganz aktuell in die Stadt einlädt: "Sonnig, sicher, historisch, modern: Quito - von Vulkanen umgeben" - sehr gut zu lesen. Ich bin gespannt, wie meine eigenen Eindrücke sein werden.

Am Donnerstag breche ich dann mit Mietwagen auf zur Andentour über die berühmte "Straße der Vulkane". Schon Alexander von Humboldt soll diese Straße bereist haben. Ich denke, die touristische Erschließung hat da einiges am Zustand verändert... Die grobe Route ist auf dieser Karte zu sehen:


Es kommen Ausflüge in einige Nationalparks am Cotopaxi und am Chimborazo hinzu, zu Kraterseen, heißen Quellen, Schluchten und mit der Bahn zur berühmten "Teufelsnase". Nach einer Woche geht es weiter über Guayaquil an die Pazifikküste. Dort gibt es Naturschönheiten an den Stränden und im Nationalpark Machalilla zu erleben - mal schauen, was es dort noch Verlockendes gibt ("Silberinsel"). Den Abschluss und Höhepunkt bildet dann der Aufenthalt auf den Galapagos-Inseln - auf Darwins Spuren. Dazu später mehr.

In Quito erwarten mich trotz Äquator eher gemäßigte Temperaturen zwischen 12° nachts und 22° tags - und derzeit Regenschauer in den hohen Bergen. Tropisch heiß wird es in Guayaquil und an der Pazifikküste. Auf Galapagos ist es schon wegen des umgebenden Ozeans eher gemäßigt. Das Archipel liegt 1000 km vor der Pazifikküste im Schnittpunkt zweier kalter Meeresströmungen, die Wassertemperaturen sind also eher kühl, aber dafür gibt es eine besonders artenreiche Meeresfauna an den Küsten der Inseln. Da steht ein Tauchgang an!

Und jetzt wächst die Spannung und die Vorfreude von Tag zu Tag - bis dann hier im Blog der erste Bericht aus Quito ansteht!