Donnerstag, 24. November 2016

Am Kratersee Quilotoa

Heute ging es um 8 Uhr los aus Quito raus - da war natürlich rush hour. Polizisten, die den Verkehr zu lenken versuchen, tragen Gasmasken. Quito erstickt im Autogestank und -verkehr. Sie haben schon einen Tag pro Woche für jede Endziffer des KFZ-Kennzeichens Fahrverbot erteilt. Ich darf mit meinem Mietauto am Freitag ("9") nicht in Quito fahren. Man merkt aber nicht viel von der Entlastung. Extra eingerichtete Fahrradspuren in der City werden noch kaum angenommen. Die Metro, in Bau, kommt viel zu spät. - Nach knapp einer Stunde hatte ich dann Quito hinter mir. Es war eine sehr schöne Erfahrung dort, trotz allem eine tolle Stadt!

Es ging auf der erstklassig ausgebauten Panamericana (E 35) gen Süden, zwischen Cotopaxi und Chimborazo hindurch. Eine Höhe von 3600 m galt es dabei zu überwinden. Je weiter ich von Quito wegkam, desto leerer wurde es auf der achtspurig ausgebauten Schnellstraße, die durch ein hochgelegenes Tal führt. Ich will aber nach 85 km abzweigen, um zum berühmten Krater See Quilotoa zu gelangen. Dazu geht es auf einer ebenfalls bestens und nagelneu ausgebauten Landstraße auf über 4000 m Höhe und dann ins westliche Gebirge. Alles liegt weit über 3000 Meter, auch die Täler. Es ist kahl, aber die Indios bauen auf dem von Vulkanasche fruchtbaren Boden alles mögliche an. Kleine Dörfer, in denen die Zeit still zu stehen scheint mit Frauen, die am Bach Wäsche waschen. Aber überall stehen die roten Masten von CLARO: Mobilfunk und schnelles Internet gibt's im hintersten Winkel auch hier in Ecuador (wie auch in Nicaragua, aber wie nicht überall in Deutschland).

Endlich dann hoch oben in 3800 m Höhe am Kraterrand. Dort wird gerade mächtig touristisch aufgerüstet, ausgebaut, ausgeschildert. Also einen Geländewagen braucht man wahrlich nicht mehr, um die 70 km von der Panamericana zum Quilotoa zu bewältigen. Die Strecke ist sehr kurvenreich und bietet atemberaubende Ausblicke, eine wunderschöne Panoramastraße. Leider kann man wegen der tiefen Wasserrinnen neben der Straße kaum zum Fotografieren anhalten. Ich habe es wieder freihändig beim Fahren versucht, siehe die Fotos später. Der See liegt ca. 250 m tiefer als der Rand. Man kann einen staubigen steilen Weg (von Asche gelb) hinunter zum See gehen und sich vom Maultier wieder hinauf tragen lassen. Besser ist das bei der Höhe, da schnappt man doch sehr schnell nach Luft. Einige Mutige, denen ich beim runter Laufen begegnet bin, keuchten beim Anstieg gewaltig. Also meine Option: Muli. War toll!

Der See ist sehr eigentümlich grün gefärbt, was von den vulkanischen Mineralien herrühren soll. Wenn die Sonne darauf scheint, sieht es fantastisch aus. Apropos Sonne. Vormittags war es dick bewölkt, keine Spur von Cotopaxi und Chimborazo, und auch der See lag bei meiner Ankunft mittags in dunklem Schwarz da. Aber oh Wunder, es hellte zusehends auf, und ich bekam noch herrliche Ausblicke auf die Grüntöne, den See insgesamt und die leuchtenden Anden, durch die ich wieder zurück fuhr. Allein diese Straße war dann beim Sonnenschein ein Hochgenuss!

Jetzt bin ich in einer Hosteria, der Hacienda El Ciénega, "unten" im Tal, also bloß knapp 3000 m hoch. Hier ist viel Ackerbau und Weidewirtschaft, denn die Hacienda ist echt, also ein loandwirtschaftlicher Betrieb. Das Hotel ist nur das Zubrot im Herrenhaus, wirklich sehr stilvoll, wenn auch schwer zu finden. Aber dank Google und einer Nachfrage an einer Tankstelle (Google hat noch nicht die neue Autobahn Panamericana erfasst), bin ich ohne Umweg hierher gekommen. Jetzt genieße ich den Abend, natürlich auch stilvoll im hiesigen Gutsrestaurant, und morgen geht es weiter zum Cotopaxi - hoffentlich ist klares Wetter!

Die neuen Fotos direkt aus der Kamera gibt es HIER.

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