Montag, 12. Dezember 2016

Guayaquil in vollen Zügen

Noch einmal habe ich Ecuador genossen, in Guayaquil - mit vollen Zügen. Eine touristisch völlig unterschätzte Stadt, finde ich, das gilt auch für mein Reisebüro. Es ist eine Menge los, und der gestrige Sonntag - Abend auf dem Malecón war einfach ein wunderschönes Erlebnis: Weihnachten (navidad) - Familien draußen zum Vergnügen - viele Kinder - Pärchen. Dazu gab es neben den üblichen Leckereien viele Darbietungen, fast am jeder Ecke des Malecon (Fluss - Promenade) und in der Fußgängerzone der City: Kinderchor, Polizei-Blaskapelle, Tanzgruppen, Schauspieler mit Sketchen, die das Publikum zu Lachsalven verleiteten, ich verstand davon aber nichts. Der Malecon ist mehrere Kilometer lang und bietet auch sonst eine Menge Freizeitvergnügen. An einem Ende, unterhalb des am Berghang gelegenen Altstadtviertels Las Peñas, steht das große Riesenrad, La Perla, ein Wahrzeichen des Malecon und von Guayaquil. Auch heute Vormittag war am Malecon schon früh etwas los, nun natürlich mit Spaziergängern und Joggern. Es gibt überall kleine Restaurants und Buden, dazu eine große Shopping-Mall eine Etage tiefer, kleine Parks, Wasserbassins, Denkmäler, - alles was ein Großstadtpark so braucht. Der Malecon entlang des Flusses Guayas ist wirklich eine sehenswerte Attraktion von Guayaquil.

Gestern Abend bin ich also dem Tipp des Kochs aus Puerto Villamil gefolgt und habe in dem typisch ecuadorianischen Restaurant La Canoa gegessen: hervorragend. Vom Äußeren her sieht es eher wie ein Schnellrestaurant aus, also kein besonders schönes Ambiente, aber die Küche ist einfach super. Ich war heute zum Lunch gleich wieder dort, und habe mich mit Mariscos (Meeresfrüchte) voll gefuttert und ein Eis als Nachtisch gegessen, machen die dort selber, einfach lecker, hat mir gestern ein älteres Ehepaar aus Guayaquil empfohlen. Mit denen, am Nebentisch, kam ich schnell in ein nettes Gespräch. Eigentlich wollte ich heute Vormittag ja eine City-Tour buchen, aber es fand letztlich keine statt, ist absolut nicht die Saison dafür, und wie gesagt: Touristisch ist Guayaquil unterschätzt. Ich wollte gerade auf eigene Faust los, da kam der Chef des kleinen Hotels hier heraus ans Taxis, in dem ich bereits saß, und machte mir den Vorschlag, doch mit dem von ihm gerufenen Taxi eine 2 - 3 stündige Rundfahrt zu machen, koste 10 $ die Stunde. Das habe ich sofort akzeptiert und 2 Stunden gebucht. Dann hat der Fahrer vom Chef noch Instruktionen  bekommen, wohin er mich überall fahren sollte - und los ging die Privattour. War eine tolle Sache! Er fuhr mich zu einigen der berühmten Tierfiguren (Papagei und Leguan) sowie zu einem wirklich schönen Aussichtspunkt (Mirador el Paradiso), wo man einen herrlichen Überblick über die Stadt und den verzweigten Fluss hat. Es war zwar heute nicht sonnig, sondern eher mit grauem Himmel, aber das bedeutet nicht, dass es kühler wäre: 34° sind schnell wieder erreicht, dazu eine entsprechend höhere Luftfeuchtigkeit, man läuft so vor sich hin. Also diese spontane Möglichkeit der Taxi-Rundfahrt für 20 $ hat mir super gefallen - ist wieder mal ein Beispiel dafür, wie sich manches Schöne ganz überraschend und fast von selbst ergibt: Man muss nur zugreifen. Auf Galapagos war mir einfach zu viel "fremd" geplant, würde ich nicht wieder so machen. Selber aussuchen, organisieren und spontan buchen ist immer noch das Beste.



Bei der langen Taxifahrt konnte ich auch den Verkehr gut beobachten. Es ist irrsinnig voll und dicht auf den Straßen, schrieb ich ja schon bezüglich Quito. Für Guayaquil, das noch etwas größer ist, gilt dasselbe. Es ist schon erstaunlich, wie sich im Verkehr das Chaos selber organisiert: Grundregeln sind Vordermann sowie Einbahnstraßen und Stoppschilder. Geblinkt wird wenig, man fährt unglaublich dicht auf, aber es sind auch höchstens 30 - 50 km/h möglich. Dann drängen sich die Autos auf nicht immer klar erkennbaren Spuren aneinander verschachtelt vorbei. Auffällig: Ich habe keinen Verkehrsunfall beobachten können während meiner gesamten Zeit, und der Ecuadorianer liebt sein Auto, das heißt, da ist nichts mit ein paar Beulen oder so, das wird strikt vermieden. Es gibt auch alte Karossen ("carro" heißt ja Auto) wie in jedem Land, wo sich nicht jeder gleich etwas Neues leisten kann. Insgesamt aber fährt der Ecuadorianer im Chaos äußerst diszipliniert. Im Stadtzentrum, wo es eben ist, wird jede kleinste Parklücke ausgenutzt; man zieht keine Bremse an und legt keinen Gang ein, damit das Auto von dienstbaren Geistern so geschoben werden kann, dass es Stoßstande an Stoßstange mit dem Nachbarn parkt. Will einer raus, muss erst Platz geschoben werden - für einen Dollar. Ich erinnere mich, dass es das auch in Italien und Frankreich gibt. Jedenfalls funktioniert das alles anscheinend doch recht gut. Auch Polizeisirenen hört man in der Stadt sehr selten, dafür ist verschiedene Polizei und Security im Stadtzentrum, auf dem Malecon und in der Altstadt an jeder Ecke präsent. Man habe die Straßen - Kriminalität in den letzten Jahren dadurch spürbar eindämmen können. Ich bin zwar vorsichtig, aber wie ich es immer tue, überall hin gegangen, wo ich es interessant fand, gerade auch gestern Abend im dichten Gewühl auf dem Malecon - Hand auf dem Portemonnaie + Handy in der Hosentasche, und mehr sollte man auch nicht dabei haben. Dann macht gerade das pralle Leben hier so viel Spaß, besonders abends, wenn es kühler wird!

Tja, und nun werde ich mich bald duschen (hab gratis einen late check-out bekommen, bin hier im Haus derzeit auch der einzige Gast) und dann fürs Fliegen und den Winter in Deutschland umziehen. Klar, so spät wie möglich, weil ich sonst gleich alles voll schwitze :-)

Das war nun Ecuador - eine tolle Reise in einem wunderschönen Land, eine weitere Perle der vielen Perlen Lateinamerikas! Und hier geht es zu den Fotos aus Guayaquil.

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